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Christa Hase aus Dornbirn ist seit sechs Jahren beim Verein „Zeitpolster” tätig. Ein Engagement, von dem sich die 68-Jährige begeistert zeigt.

Lesen Sie heute die schöne Zeitpolster Betreuungsgeschichte aus der NEUEN, geschrieben von Red. Brigitte Kompatscher. Der gesamte Beitrag ist gleich im Anslchluss zu lesen.


Wenn Hilfe, die man leistet, wieder zurückkommt!

Christa Hase hat ein kleines grünes Kissen dabei, auf dem in weißer Schrift Zeitpolster zu lesen ist. Die haben wir am Anfang unter Anleitung einer Sehneiderin genäht, erzählt sie. Das schweißt zusammen.” Zeitpolster” ist ein in Vorarlberg initiiertes Betreuungs- und Vorsorgenetz, an dem die heute 68-Jährtge schon von Beginn an beteiligt ist. Geboren und aufgewachsen ist Christa Hase in Mödling. An der dortigen HTL hat sie ihren späteren Ehemann kennengelernt. “Ich war das einzige Mädchen, er der einzige Vorarlberger”, erzählt sie mit einem Lächeln. Am 1. Mai 1978 ist sie dann nach Vorarlberg gekommen. Viele Jahre hat die vierfache Mutter und mehrfache Großmutter im Familienunternehmen – einer Tischlerei in Dornbirn – gearbeitet.

Inserat in der Zeitung. Im Frühjahr 2018 ist Hase dann auf ein Inserat in einer Zeitung aufmerksam geworden, das mit
dem Titel “Heute helfe ich, morgen wird mir geholfen” zu einem Informationsabend lud. Sie hatte zuvor einige Jahre lang ihre Schwiegereltern betreut. “Da kommt man schon an Grenzen”, sagt sie, “da hätte ich manchmal gern Hilfe gehabt.” Dabei gehe es nicht nur um die reine Pflege, sondern auch einfach um Zuwendung, so ihre Erfahrungen.

Das Inserat hat Hase auf jeden Fall so angesprochen, dass sie zum Infoabend hingegangen ist und in der Folge die “Zeitpolster”-Gruppe In Dornbirn mit gegründet hat . “Es hat mich fasziniert, dass man da was aufbauen konnte”, erinnert sie sich. “Ich war einfach begeistert und habe mich gleich gemeldet.”

Schwieriger Anfang. Im Herbst 2018 hat die aus vier Frauen bestehende Gruppe Dornbirn dann den ersten eigenen Infoabend gestaltet. “Eine schwierige Veranstaltung”, erinnert sie sich. An die 25 Menschen dürften gekommen sein, schätzt Hase, und es habe sehr viele kritische Stimmen gegeben. Im Mittelpunkt sei dabei die Frage nach einer Garantie für eigene Betreuung nach geleisteter Hilfe gestanden. Es gab die Befürchtungen, dass man zuerst arbeite und dann niemand da sei, um Unterstützung für sich selber in Anspruch zu nehmen. Diesbezüglich wird allerdings teilweise vorgesorgt, indem ein kleiner Teil des Neun-Euro-Stundensatzes dafür auf die Seite gelegt wird . “Aber wir sind überzeugt, dass es funktioniert”, betont Hase. Von dieser ersten eher schwierigen Veranstaltung hat man sich aber nicht beirren lassen. “Wir haben weitergemacht und uns so richtig als Pioniere gefühlt.”

Und damit auch Erfolg gehabt, wobei neue Helfer und Helferinnen jederzeit willkommen sind. “Es gibt nämlich viel
mehr Anfragen, als man bewältigen kann.”

Man hat das Gefühl, es geht einem gut, wenn man anderen hilft.”
Christa Hase, “Zeltpolster”-Team Dornbirn
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Ruhende Helfende. Christa Hase ist bei der Dornbirner “Zeitpolster”-Gruppe vor allem im administrativen Bereich tätig und unter anderem für neue Helfer und Helferinnen zuständig. 46 Menschen sind derzeit in dieser Gruppe, fünf im Team, also im administrativen Bereich, 29 aktive und zwölf ruhende Helfende. Bei Letzteren handle es sich um vormals Aktive, die aufgrund der Änderung ihrer Lebenssituation aktuell diese Funktion ruhend gestellt haben, erklärt Hase.

Betreut werden derzeit 72 Mensehen. Der Großteil der Helfenden sind Pensionstinnen und Pensionisten. Es sind aber auch Teilzeitangestellte dabei. Der Großtell der Arbeit betrifft die Begleitung und Betreuung von älteren Menschen, aber auch von Kindern, informiert Hase.”Ein großes Thema ist Haushalt”, erzählt sie. Diesbezüglich bekomme man viele Anfragen. Aber wir gehen nicht einmal in der Woche putzen.” Derartiges würde man nur in Ausnahmefällen und kurzfristig etwa nach einem Krankenhausaufenthalt machen.

Auch Ablehnungen. Der Verein arbeitet auch mit verschiedenen anderen Einrichtungen und Organisationen
zusammen. Anfragen werden aber auch abgelehnt, wenn sie etwa psychisch überfordernd sind. Hase erinnert sich an einen Fall, wo es um einen Menschen mit einer schweren Depression ging. “Wir haben es über einen längeren Zeitraum versucht, aber dann ist es einfach nicht mehr gegangen.” Es sei wichtig, mit den Helfenden in Kontakt zu bleiben, sagt sie. Diese könnten auch jederzeit sagen, wenn sie überfordert sind. “Wir schauen da schon ganz fest aufeinander.” Das fünfköpfige Team trifft sich einmal im Monat, zwei Mal im Jahr gibt es ein Treffen der Helfenden. Kommuniziert wird im Normalfall über eine Signal-Gruppe.

Mut zum Engagement.Man hat das Gefühl, es geht einem gut wenn man anderen hilft”, beschreibt Hase ihr Tun. Ein bisschen Mut brauche es schon, sich zu engagieren, sagt sie. Viele hätten Angst, sich damit zu sehr einzuschränken. Aber es gebe keine Pflicht, einen Auftrag anzunehmen. Gemacht werde nur das, was der oder die Helfende machen wolle.

Und das Konzept funktioniere wirklich, sagt Hase. Ein Beispiel dafür ist Marlies, die nur mit ihrem Vornamen in der Zeitung stehen will. Diese sei zuerst Helfende gewesen und habe dann ihren Status zu Betreuung geändert. Mittlerweile löst sie ihre angesammelten Stunden ein und bekommt von Walter, einem derzeit Aktiven, Hilfe im Garten.

Sich helfen lassen. Hase selbst hat derzeit rund 450 Stunden angesammelt. “Es ist beruhigend zu wissen, dass man diese Stunden in Anspruch nehmen kann, wenn man später Betreuung braucht”, sagt sie. Falls sie nicht gebraucht werden, kann sie sie in der Gruppe verschenken. Vererbt oder etwa auf einen Verwandten übertragen werden können sie nicht. Durch ihre Tätigkeit habe sie auch gelernt, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sich helfen zu lassen, so Hase . “Das können viele nicht.” Die 68-Jährige ist mit einem Vater, der Im Rollstuhl war, aufgewachsen. Vielleicht ein Grund dafür, dass sie sich immer engagiert hat. “Ich möchte am Ende meines Lebens sagen, ich habe mein Möglichstes getan”, sagt Christa Hase mit Nachdruck, “und mich da einbringen, wo es gebraucht wird.”

Zeitpolster

Der Dornbirner GernotJochum-Müller hat das Konzept für “Zeitpolster” entwickelt. Gestartet wurde im Jahr 2018. Dabei
handelt es sich um ein Netzwerk von Helfenden und Betreuten. Ehrenamtliche unterstützen Hilfesuchende bei verschiedensten einfachen Tätigkeiten, von Botengängen über Hilfe im Garten und Freizeitaktivitäten bis zu Kinderbetreuung. Für eine Stunde werden dabei neun Euro verrechnet die hauptsächlich für Verwaltung und Versicherungen aufgewendet werden. Den Helfenden werden ihre Stunden auf einem Zeitkonto gutgeschrieben. Sie können dieses später für die eigene Betreuung einsetzen. In Vorarlberg gibt es derzeit sechs aktive Teams. Dabei werden 171 Menschen von 134 freiwilligen Helferinnen und Helfern betreut. “Zeitpolster” ist mittlerweile von Vorarlberg ausgehend in allen Bundesländern mit Ausnahme von Kärnten und dem Burgenland aktiv und auch in Liechtenstein.

www.zeltpolster.com, Team Dornbirn, Tel. 0664-88720768, team.dornbirn@zeitpolster.com


Zeitpolster Vorarlberg sucht weitere Helfer:innen – Haben Sie Interesse?


Daten und Fakten

  • Aktuell ist Zeitpolster mit Teams in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und in Wien vertreten
  • Über 1000 Menschen engagieren sich bereits bei Zeitpolster
  • Die Zeitpolster Helfer:innen haben schon 50000 Stunden für ihre eigenen Betreuung angespart
  • Insgesamt profitierten schon über 900 Personen durch Betreuung von Freiwilligen bei Zeitpolster
  • Die Altersspannbreite der helfenden Personen bewegt sich zwischen 38 – 75 Jahren mit Schwerpunkt 55+
  • Altersspannbreite der betreuten Personen: 5 – 98 Jahre mit großer Bandbreite durch Kinderbetreuung, Menschen mit Beeinträchtigungen – Schwerpunkt liegt in der Unterstützung von älteren Menschen und Bekämpfung der Einsamkeit in unserer Gesellschaft
  • Einsatzfelder sind einfache alltägliche Hilfsdienste: Fahrdienste und Begleitungen, administrative Hilfe, Hilfe im Haushalt und Garten, Freizeitaktivitäten, einfache handwerkliche Hilfe, Freiräume für pflegende Angehörige schaffen, Kinderbetreuung
  • Alle Betreuer:innen bekommen für ihren Einsatz Stunden auf einem Zeitkonto gutgeschrieben und können diese später bei eigenem Bedarf jederzeit einlösen!