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6. Wie lässt sich Zeit für bewusstes Wahrnehmen gestalten?

Wie lässt sich Zeit für bewusstes Wahrnehmen gestalten?


Zur gemeinsamen Bewältigung von Einsamkeit kann Zeit für bewusste Wahrnehmungsschulung ein hilfreiches Mittel sein, das auch in der Betreuung Platz finden kann.

Im bewussten Wahrnehmen von Gedanken und Verhalten können Einsamkeitsgefühle nicht nur erkannt, sondern auch bearbeitet werden.

Es ist in der Betreuung wichtig, die eigene Wertschätzung und die Achtsamkeit für sich selbst und die Betreuungsbedürftigen aktivieren zu können. Selbstsorge (vgl. UK NRW 2024) ist dabei ein entscheidender Faktor, um im Betreuungsalltag gesund zu bleiben und weitermachen zu können – auch dafür können Wahrnehmungsübungen hilfreich sein.

Bild: 1045373 (Pixabay)


Wahrnehmung umfasst alle unsere Sinne: Sinne, Tasten/Fühlen, Riechen, Sehen, Schmecken

Bild: AlexanderStein (Pixabay)


Bewusstes Wahrnehmen in der häuslichen Betreuungssituation


Menschen, die andere betreuen, bekommen einen direkten Einblick in das private, familiäre und soziale Umfeld. Eventuell können sie sogar Isolations- oder Einsamkeitsursachen wahrnehmen, indem sie mitbekommen, welche weiteren Kontakte gepflegt werden und welche weggebrochen sind.

Betreuung anderer bietet auch die Gelegenheit, Stimmungen und Verhaltensweisen wahrzunehmen, die Menschen ohne den regelmäßigen Kontakt nicht bemerken würden.

Folgende Fragen können Ihnen helfen, die Betreuungssituation bewusst wahrzunehmen, wenn Sie zur betreuten Person nach Hause kommen:

  • Welchen Eindruck macht die Wohnung? Wie sieht sie aus, wie riecht es, welche Geräusche hören Sie?
  • Wie geht es der betreuten Person gesundheitlich, klagt sie heute über Schmerzen? Wie sieht die Person heute aus (im Vergleich zu sonst)?
  • Wie ist die allgemeine Stimmung? Ist die Stimmung gut, schlecht oder immer schlechter?
  • Sind von einem Besuchstag zum nächsten vielleicht Unterschiede wahrnehmbar?
  • Geht es der betreuten Person vielleicht besser, wenn Sie kommen? Fühlen Sie sich willkommen?

Fragen an betreute Personen & gemeinsame Tätigkeiten zur bewussten Wahrnehmung


In der Betreuung kann darauf gebaut werden, dass regelmäßiger Kontakt Vertrauen bildet – je öfter die Begegnung stattfindet und in positiver Erinnerung bleibt, desto mehr werden betreute Personen zulassen und von sich preisgeben. Überfordern sollte man einen Menschen hingegen nicht mit Fragen. Wenn keine Resonanz erfolgt, ist es manchmal besser, einfach „nur“ da zu sein!

Sie können entweder gezielt nach Einsamkeit fragen oder – was bei diesem Tabuthema helfen kann – eher nach Kontakten fragen.


  • Wann kommen im Alltag Gefühle der Einsamkeit auf?
  • Was stimmt einen traurig, was wird (in Kontakten oder Beziehungen) vermisst?
  • Wo wünscht sich die Person Unterstützung? (Bei der Beziehungspflege oder dem Kontakthalten)

Beantworten Sie diese Fragen im Gespräch gerne gemeinsam. Teilen auch Sie ihre Wahrnehmungen und Gefühle mit. Das kann ermutigen, selbst genauer hinzusehen oder hinzuhören (bewusst wahrzunehmen) und sich im Gespräch zu öffnen.

Nicht für alle Menschen ist ein Gespräch der richtige Weg – auch einfache gemeinsame Tätigkeiten eröffnen bewusstes Wahrnehmen.

Lernen Sie ein paar Beispiele kennen, wie gemeinsam Zeit für bewusstes Wahrnehmen verbracht werden kann:

Bild: Ralf1403 (Pixabay)


Fazit


Eine Aufwärtsspirale aus der Einsamkeit kann durch neue Wahrnehmungsroutinen gelingen.

Verlässliche Beziehungsangebote und das Gestalten einer gemeinsamen Alltagsstruktur können im Betreuungskontext einen Ausweg aus der Einsamkeit eröffnen. Jemanden um sich kümmern lassen und sich bestenfalls auch selbst bewusst um einen kümmern, stärkt wohltuende Wahrnehmungen des Kontakts und einer gelingenden Beziehung zu einem selbst.

Eine gute Alltagsstruktur, in der Zeit für bewusstes Wahrnehmen gegeben wird, kann gegen Einsamkeit helfen.

  • Manchmal gehen Routinen verloren, wenn z.B. Lebenspartner*innen versterben oder sich (betreuungsbedingt) der Wohnort ändert.
  • Neue Alltagsstrukturen zu finden kann hilfreich sein, wenn jemand kaum noch weiß, wie die Zeit rumgekriegt werden soll.
  • Alltägliche Aufgaben bewusst zu gestalten kann Orientierung geben, aber auch ein bewusstes Wahrnehmen des Lebens ermöglichen.
  • Besondere Aktivitäten oder Begegnungen können eine so entstehende Abwärtsspirale verstärken, in der Menschen Schritt für Schritt für Alltag besser gelingt.

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